Klimagerechtigkeit

Der Klimawandel ist ja schon lange in aller Munde. Aber mit Klimagerechtigkeit können längst noch nicht alle etwas anfangen. Was meint mensch also damit?

“Den armen Ländern drohen Dürre, Überschwemmungen, Tod und Verderben, und uns Verursacher erwartet: besseres Wetter”
Das Känguru fasst den Kernaspekt ganz gut zusammen: Die Klimakrise ist nicht gerecht. Sie trifft uns nicht alle gleich. Sozial Schwächere, Indigene und Bewohner*innen des globalen Südens leiden dafür, dass uns bei 40°C eine Klimaanlage kühlt, wir ein Eis essen oder eben auch im Winter Erdbeeren kaufen können. Der westliche Lebensstil, die Konsumgesellschaft und der verschwenderische Umgang mit fossilen Energien führt dazu, dass Regionen unbewohnbar sind. Die Klimagerechtigkeitsbewegung will das ändern und fängt deshalb vor der Haustür an: Wir tragen eine große Mitschuld am Klimawandel, also müssen wir zuerst hier was verändern: Auf erneuerbare Energien umsteigen. Solidarität mit denen zeigen, die ihre Lebensgrundlage verloren haben. Und damit kann jede*r von uns sofort anfangen. Also, leg dein Handy weg, geh raus und tu was! Unterstütze lokale Initiativen, frag dich lieber zweimal, ob du etwas wirklich neu kaufen musst oder nicht doch irgendwie gebraucht bekommst, informiere dich über Klimagerechtigkeitsbewegungen in deiner Umgebung,…
Es gibt unzählige Möglichkeiten. Fang am besten jetzt an.

Verkehr und Transport – Klima und Politik

Gastbeitrag von Marco

Die Verkehrswende ist von Anfang an ein zentrales Thema der FFF, und auch hier hat die Politik noch nicht reagiert.

Dieser Artikel soll Denkanstöße zu den verschiedenen Ebenen des Problems geben und ein paar Gedanken anreißen. Alles andere füllt bereits Bücher.

Hier findet ihr ein spannendes Fridays for Future-Webinar über Verkehrswende. Weitere Webinare findet ihr hier.

Die individuelle Ebene 

Das sind die typischen “Verhalte dich gut!” Regeln. Tu dies, lass jenes. Nutze das Rad oder die Straßenbahn, fahre Zug, lass das Auto stehen, fliege weniger. Daran ist nichts falsch, aber die gesellschaftliche Wirksamkeit dieser Tipps ist sehr begrenzt.
Warum? Weil sie voraussetzen, dass sich sehr große Teile der Gesellschaft dauerhaft gegen alle äußeren Anreize verhalten, also aus moralischen Gründen das subjektiv unbequemere, weniger sichere, langsamere oder teurere Verkehrsmittel nutzen. Das wirkt in sehr frühen Phasen einer Transformation, also wenn Vorreiter beweisen, dass man auch ohne Auto gut leben kann, oder durch sehr groß angelegte, sehr gut vorbereitete Boykott- Aktionen (ein autofreier Monat).
Der Veganismus steht vor einem ähnlichen Problem – die erste Aufbauarbeit ist geleistet, jetzt fehlen die gesamtgesellschaftlichen Anreize, und selbst eine Verdoppelung aller 2 Jahre bräuchte zu lange für die heute drängenden Probleme.
Ziemlich lustig ist, dass immer wieder sogenannte “Liberale” auf diese Scheinlösung verweisen – die ist das Gegenteil dessen, worauf die Marktwirtschaft theoretisch und praktisch basiert. Wäre diese “jeder verhält sich aus Überzeugung ethisch, bis das Problem gelöst ist” Ansatz wirksam, könnte man ganz problemlos auf eine geldlose Anarchie wechseln, weil sich die meisten Menschen aus Überzeugung so verhalten würden, dass eine “gute” Gesellschaft herauskommt. Besonders deutlich wird das beim Transport: Wenn eine Firma langfristig gegen die ökonomischen Rahmenbedingungen arbeitet, zum Beispiel statt LKW auf heute langsamere, für die Firma teurere Güterzüge setzt, wird sie von der Konkurrenz überholt. 

Trotzdem lohnt es sich natürlich, autofrei oder mit geringer Autonutzung zu leben und auf die Emissionen aufzupassen, einfach um wenig individuelle Mitschuld am kommenden Leid zu haben.

Die politische Ebene 

Hier geht es beim Verkehr vor allem um die Verteilung von Ressourcen. Klingt abstrakt, ist aber sehr vielfältig. Wie wird die Straße in Städten für die verschiedenen Verkehrsarten aufgeteilt? Welche Verkehrsart bekommt wie viel Geld? Was zahlt man für knappe, wertvolle Flächen in der Stadt? Welche und wie viele Verkehrsplaner:innen stehen für welche Aufgaben zur Verfügung? Wofür gibt es Fördermittel, was wird wie stark besteuert (Kerosin ist steuerfrei)?

Da fließen immer noch die mit Abstand meisten Mittel in die Förderung des Kraftverkehrs (PKW, LKW). Die 350 Mio €, die für das Stück A 143 ausgegeben werden, würden für ein Netz aus Schnellradwegen  von 350 km ausreichen – das sind sehr gut ausgebaute Radwege, die viel Radverkehr auch mit hohen Geschwindigkeiten über längere Strecken ohne Behinderungen und Gefährdungen abwickeln können. 

Die Flächen in den Städten stehen in hohem Maß für stehenden und fließenden PKW- und Lastverkehr zur Verfügung, die Fußgänger:innen und Radfahrer:innen quetschen sich durch schmale Wege und gefährliche Kreuzungen. Die sogenannte Förderung der “Elektromobilität” beschränkt sich auf Autos, obwohl Pedelecs und E-Lastenräder der erfolgreichste Bereich der individuellen E-Mobilität sind. Während Autos mit Hybridantrieb, die zum großen Teil fossil betrieben fahren, massiv gefördert werden.

Ursachen des Politikversagens

Die Gründe für diese Schieflage in der Politik sind vielfältig. Gewohnheiten, Interessen, Ideologien und auch der Einfluss gut ausgestatteter Lobbyisten spielen gegen die notwendigen und sinnvollen Veränderungen. 

Dazu kommt die Kompetenzfrage: jeder ist Verkehrsteilnehmer, jede sieht sich als Expertin an – immer auf Basis der aktuellen Zustände und der subjektiven Perspektive. Verkehr durchzieht zwar unser gesamtes Leben, aber immer als Hilfsmittel, nie als Zweck (Radfahren um der Freude willen zähle ich eher als Tourismus/Freizeit/Sport). Das macht es so schwer, politischen Druck für Veränderungen aufzubauen und viele Menschen fundiert zu informieren oder gar zur Aktivität zu bekommen.

Möglichkeiten und Ziele

Was hilft hier? Leider sind alle Varianten auf eine oder andere Art mit Arbeit verbunden. Aber es gibt eine so breite Palette an Möglichkeiten, dass für jede was dabei sein sollte.

  1. Politische Arbeit: Such dir eine Partei oder Jugendorganisation, deren Verkehrspolitik in die richtige Richtung geht, oder unterstütze eine vorhandene Partei
  2. Aktivismus: es gibt viele Arten. Critical Mass, ADFC, Fahrraddemos.
  3. Bildung und Information: Geht in die Tiefe, belest euch bei Knoflacher und Gehlen, beschafft euch fundierte Informationen über Energie und Fläche, über Effizienz und lebenswerte Städte, halbvolle Züge und fast leere Autos, Kreuzungsdesign und Carsharing… Es gibt tausende Themen, viele davon schon gut erklärt.
  4. Organisiert euch: baut eine breite Kampagne auf, in der einen Monat ganz viele Familien das Auto so weit wie möglich stehen lassen. Mit Hilfe untereinander, gegenseitigen Kursen im autofreien Einkaufen oder autofreien Wegfahren. Es gibt Menschen, für die ist der Kauf des geeigneten Zugtickets eine großes Hürde.
  5. Kunst und Kultur: Sucht euch einen Aspekt heraus und bastelt Bildchen, Texte, Videos. Witzig, lehrreich, eingänglich, wie ihr wollt.
  6. Sucht, was an diesem Text hier alles nicht gut ist und schreibt mindestens einen besseren. 😉

Lebensmittel regional, saisonal und ökologisch

Alle reden über eine regionale, saisonale und ökologische Ernährung, die unsere Zukunft ist.
Aber wie kann diese eigentlich genau vor Ort praktisch umgesetzt werden?

Eine regionale Versorgung mit ökologischen Lebensmitteln ist auch im Raum Halle möglich!
Dank mutigen und zukunftsorientierten Menschen entstehen mehr und mehr Projekte, wie kleine Biohöfe oder Permakulturhöfe auch hier in der Region. Dadurch wird ermöglicht, auch innerhalb von Städten nährstoffreiches, geschmackvolles und erntefrisches Biogemüse und vieles mehr zu beziehen. Ob gelieferte Biokisten direkt vor die Haustür oder Ab-Hof-Verkauf (gerade jetzt ein schöner Ausflug mit dem Fahrrad) gelangen die frischen Lebensmittel vom Feld direkt zu dir nach Hause. Eine geringere CO2-Bilanz ist wahrscheinlich nur durch Selbstversorgung möglich. „Biophilja“, der „Amselhof“ und der „Ökohof Tuch“ sind Beispiele für ökologische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus der Region.
Teilweise werden diese lokalen Lebensmittel auch in den diversen Bioläden in Halle angeboten.
Einen Überblick über regionale Bio-Höfe und -Händler bietet auch der monatliche „Bio-Abendmarkt“ auf dem Hallmarkt.

Daneben gibt es mehrere Möglichkeiten sich aktiv am Gemüsebau zu beteiligen: SoLawi-Projekte entwickeln sich auch hier in der Region mehr und mehr. Ein Beispiel hierfür ist „KoLa Leipzig“. Diese kooperative Landwirtschaftsform, welche von mehreren privaten Haushalten getragen wird, bietet Bürger*innen einen psychischen und physischen Ausgleich zur monotonen täglichen Arbeit. Außerdem steigt die Wertschätzung bei selbst angebauter Nahrung meist sehr stark und vielen Menschen wird erst dadurch bewusst, wie viel körperliche Arbeit und Fachwissen in ihren Lebensmitteln stecken kann.
Wem das zu viel ist und wer nur kurzzeitig ein bisschen Landluft schnuppern möchte, kann oft auch für ein paar Stunden bei Biohöfen tatkräftig werden.

Urban Gardening ist eine weitere Möglichkeit für jeden, der einen Balkon, einen kleinen Garten oder Hinterhof hat, Nahrung mit vernachlässigbarer CO2-Bilanz zu konsumieren. Kleiner Tipp dazu: Salat gedeiht sogar im eigenen Fensterbrett prächtig. 

Bio-Lebensmittel

Bio-Lebensmittel sind toll, aber viel zu teuer. Deshalb nichts für mich. Stimmt das wirklich???

Das Argument vieler Bürger*innen, Bio-Lebensmittel seien schlicht zu teuer und deshalb nichts für die „breite Masse“ basiert auf drei Denkfehlern:

Erstens wird oftmals ausgeblendet, dass konventionelle „Billig-Lebensmittel“ durch die weitreichende globale Zerstörung der Umwelt und die Anheizung des Klimawandels „versteckte“ Kosten mit sich bringen, welche (zukünftig) gesamtgesellschaftlich getragen werden müssen. Somit werden diese entstehenden Zusatzkosten einfach umgewälzt.

-Zweitens werden konventionelle Großbetriebe (auch in der EU) immer noch massenhaft staatlich subventioniert. Diese Lebensmittel werden also unter ihrem eigentlichen Wert verkauft, was den „Marktwettbewerb“ deutlich verzerrt. Dieses Preisdumping lässt arme Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden noch mehr verarmen!
(Staatliche Subventionen sind übrigens auch ein Beispiel dafür, wieso es den oft gepriesenen „freien Markt“, der sich selbst regelt, gar nicht in der Realität existiert.)

-Drittens wird oft vergessen, dass der Stellenwert für Nahrung in Deutschland rapide gesunken ist. Kaum jemand ist hierzulande bereit, für qualitativ hochwertiges und gesundes Essen den Preis zu bezahlen, den es verdient. Dies ist ein Problem der allgemeinen Wertschätzung von Lebensmitteln, welches sich auch in unserer perversen „Wegwerfgesellschaft“ widerspiegelt. Lebensmittel und deren Erzeuger*innen sollten wieder die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen und wieder einen größeren Teil des Einkommens ausmachen.
Das senkt gleichzeitig auch den Konsum von überflüssigen Luxusprodukten, wie die „allerneusten“ technischen Geräte, Mode oder Autos.

Würden also konventionelle Lebensmittel nicht mehr „unfair“ subventioniert werden und würde man die versteckten Kosten (CO2-Kompensation, Wiederaufforstung, Humusaufbau, faire Löhne für den Erzeuger…) auf die Produktpreise aufrechnen, so würde die augenscheinliche Differenz zwischen konventionellen und ökologischen Lebensmitteln wahrscheinlich verschwinden (oder sich möglicherweise sogar umkehren).

Dass es trotzdem einen Teil der Bevölkerung gibt, der leider auch in Deutschland so stark unter Armut leidet, dass es kaum möglich ist, die gesamte Familie derzeit mit Bio-Lebensmitteln zu versorgen, ist ein Umstand, der gesamtgesellschaftlich sozial und fair gelöst werden sollte. Dieser Umstand hat außerdem eine Vielzahl andere Gründe.

Jede*r kann also jeden Tag durch den bewussten Konsum von (regionalen) Bio-Lebensmitteln eine zukunftsfähige Welt mit gestalten und immer mehr Menschen dazu motivieren, dies auch zu tun!

Wir fordern die Abschaffung unfairen Preisdumpings durch Subventionen von landwirtschaftlichen Großbetrieben und dagegen die Subvention kleiner Ökobetriebe, das Aufrechnen „versteckter“ Kosten auf konventionelle Lebensmittel und der Schritt-für-Schritt Umstieg auf Bio-Lebensmitteln von Großkantinen, Mensen und sonstigem Catering!

Beitrag #WirBildenZukunft

Was hat der Schutz des Regenwaldes und anderer Ökosysteme mit dem Schutz vor Pandemien, wie durch SARS-CoV-2 ausgelöst, zu tun?

Auf dem ersten Blick scheint es keine direkte Verbindung zu geben.
Jedoch ist Wissenschaftler*innen längst klar, dass der direkte Kontakt von Mensch und Wildtieren tropischer Wälder und andere Ökosysteme, der durch das Jagen oder den Raubbau entsteht, ein großes Risiko für neuartige Infektionskrankheiten birgt.
Aufgrund der Zerstörung von z.B. tropischer Wälder müssen eine Vielzahl bedrohter Tiere sich neuen Lebensraum suchen – falls sie überhaupt überleben.
So nähern sich viele Regenwaldtiere und andere Wildtiere gezwungenermaßen immer mehr menschlichen Siedlungen an. Für den Menschen bisher unbekannte Krankheitserreger können sich durch natürliche Mutation so verändern, dass sie nun auch den Menschen als Wirt nutzen können. Dadurch können sich diese veränderten Erreger durch die Globalisierung rasant ausbreiten und stellen die Menschheit vor zusätzliche Herausforderungen.
Dies scheint auch bei SARS-CoV-2 der Fall gewesen zu sein: Der Virus wurde vermutlich durch Fledermäuse und einem Zwischenwirt – wahrscheinlich dem vom Aussterben bedrohten Pangolin, ein Schuppentier, welches in Asien auch als Delikatesse verzehrt wird – auf den Menschen übertragen.
Ohne das Verzehren von (oft) vom Aussterben bedrohten Wildtieren, die oft mit einer Vielzahl von Zoonosen behaftet sind, ohne (illegalem) Wildtierhandel und ohne die Zerstörung von Regenwald durch Raubbau könnte also die Gefahr von neuartigen Krankheitserregern für den Menschen deutlich verringert werden.
Wir fordern deshalb den sofortigen Stopp von Raubbau weltweit, insbesondere in Regenwaldgebieten wie dem Amazonas, und das Verbot des Wildtierhandels mit vom Aussterben bedrohten Tieren!
Gegen das Artensterben!
Für ein Miteinander von Mensch und Umwelt!

https://www.duh.de/aktuell/nachrichten/aktuelle-meldung/regenwaldschutz-muss-eine-entscheidende-rolle-im-kampf-gegen-neue-infektionskrankheiten-spielen/

https://www.nature.com/articles/s41586-020-2169-0

https://amp.focus.de/gesundheit/news/coronavirus-und-zoonosen-die-zerstoerung-des-planeten-befeuert-epidemien-und-ist-teil-der-corona-krise_id_11853530.html

https://mobil.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/schuppentiere-in-not/

System Change not Climate Change!

Gastbeitrag von Wenke von Students for Future Halle

Digitalisierung und Landwirtschaft
https://www.martin-haeusling.eu/images/Klimaschutz_kleiner_RZ_copi.pdf

In den letzten 6 Tagen haben wir auf unserem Blog versucht einige interessante Bezüge im Verhältnis von Landwirtschaft, Landnutzung, Konsumverhalten und Klimaschutz  aufzuzeigen. Viele andere politische Akteure blenden den systematischen Zusammenhang dieser vier Bestandteile aus und legen ihre Hoffnung auf die Digitalisierung. Hierbei ist die Landwirtschaft eine Vorreiterin.
Falls die Digitalisierung aber nicht als Instrument eines Systemwandels eingesetzt wird, sondern nur, um bestehende Prozesse und Fehlentwicklung zu optimieren und weniger umweltschädlich zu machen, ist sie Teil des Problems. In ihrer Broschüre „Vom Mythos der klimasmarten Landwirtschaft – oder warum weniger vom Schlechtem nicht gut ist“ von Anita Idel und Andrea Beste legen diese eine andere Betrachtung und Ausrichtung in Bezug auf die Landwirtschaft nah:
„Hingegen legen einseitige Forschungsfragen und ein verengtes Studiendesign – wie die Frage nach der Stickstoffeffizienz oder die Berechnung von Methan/kg Milch statt der Gesamtklimarelevanz der Milchproduktion – Schlussfolgerungen nahe, die für den Ressourcen- und Klimaschutz sogar kontraproduktiv wirken. Die kurzfristige Konzentration politischer Maßnahmen auf High-Tech-Methoden und End-of-Pipe-Maßnahmen blendet dabei den Systemcharakter aus, den Lösungen bei Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel zwingend beinhalten müssen.“
Wir stimmen Ihnen zu: System change not climate change!

#LeaveNoOneBehind

Für grenzenlose Solidarität – Evakuierung der Lager jetzt!

Diesem aus dem Kontext der Klimagerechtigkeitsbewegung entstandenen und Anfang der Woche veröffentlichten Appell haben sich in den letzten Tagen noch viele weitere Gruppen aus der kritischen Zivilgesellschaft angeschlossen. Gemeinsam fordern wir einen solidarischen Neustart der europäischen Asyl- und Migrationspolitik und schließen uns dem von der Seebrücke ausgerufenen Aktionstag zur Evakuierung der griechischen Lager am 5. April an. Unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind wollen auch wir an vielen Orten und Plätzen Spuren hinterlassen und damit zeigen “hier ist Platz”!

In Zeiten der Ausbreitung von COVID-19 ist die Gesellschaft sich einig, dass besonders geschwächte und anfällige Menschen vor einer Ansteckung geschützt werden müssen. Die Menschen, die seit Monaten oder gar Jahren unter menschenunwürdigen Umständen in den verschiedenen Flüchtlingslagern an den Grenzen Europas leben, werden dabei jedoch vergessen. Allein auf den ägäischen Inseln harren derzeit 40.000 Geflüchtete in häufig überfüllten Hotspots wie Moria aus. Wie eine kürzliche Pressemitteilung von Ärzte ohne Grenzen deutlich macht, besteht die Gefahr, dass sich das Coronavirus angesichts der mangelhaften Hygienebedingungen und der eingeschränkten medizinischen Hilfe sehr schnell unter den auf den Inseln festgesetzten Bewohner*innen der Lager verbreitet. Uns dem Appell von Ärzte ohne Grenzen anschließend, fordern wir, die Lager auf den griechischen Inseln sofort zu evakuieren und die Menschen in geeignete Unterkünfte zu bringen. Das von den Regierungen oft angebrachte Argument »fehlender Aufnahmekapazitäten« gilt nicht, denn allein in Deutschland haben sich 140 Kommunen dazu bereit erklärt, Geflüchtete aufzunehmen.

Die dramatischen Situationen auf der Insel Lesbos und in der türkisch-griechischen Grenzregion sind die Spitzen des Eisberges einer gescheiterten Asyl- und Migrationspolitik der EU. Seit Jahren schon wird über einen europäischen Verteilungsmechanismus gestritten, und trotz der unsicheren Lage von Schutzsuchenden in der Türkei will die EU weiter am Flüchtlingsdeal festhalten. Dass die Türkei kein sicheres Land für Geflüchtete ist, machen die in den letzten Jahren zugenommenen Abschiebungen und erzwungenen »freiwilligen Ausreisen« deutlich. Seit Anfang März hat auch noch Griechenland das Asylrecht für mindestens einen Monat außer Kraft gesetzt. Die dortige politische Agenda sieht Abschiebungen statt Aufnahme von Geflüchteten vor.

Wir brauchen dringend eine neue politische Grundlage für Migration und Asyl in Europa, die dem Schutz der Menschenrechte von Geflüchteten gerecht wird. Das Massensterben an den europäischen Außengrenzen muss beendet werden!

Schließlich muss auch nach Deutschland geschaut werden, wo asylsuchende Menschen in Massenunterkünften mit mehreren hundert Bewohner*innen leben. In Anbetracht des Coronavirus schließen wir uns Pro Asyl an und rufen die deutsche Regierung dazu auf, asylsuchenden Menschen sofort dezentrale, kleinere Unterkünfte anzubieten und einen sofortigen Abschiebungsstopp sowie die Freilassung von Menschen aus der Abschiebungshaft anzuordnen.

In Anlehnung an den Aufruf von Organisationen und Gruppen wie medico international, Seebrücke, borderline.europe, Pro Asyl und anderen fordern wir daher:

  • Die sofortige Evakuierung der EU-Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln
  • Die Aufnahme der Menschen in den solidarischen Städten
  • Effektive Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus für Geflüchtete überall
  • Die Beendigung des EU-Türkei-Deals
  • Einen Neustart einer menschenrechtsbasierten Außen- und Migrationspolitik mit sicheren und legalen Fluchtwegen

Überregionale Gruppen und Bündnisse

  • 350.org
  • Alle Dörfer Bleiben
  • Am Boden bleiben
  • Animal Climate Action
  • Animal Save Germany
  • ausgeco2hlt
  • Block Bayer
  • Climate Save Germany
  • Ende Gelände
  • Extinction Rebellion Deutschland
  • gerechte1komma5
  • Interventionistische Linke
  • JunepA – Junges Netzwerk für politische Aktionen
  • Sand im Getriebe
  • Tierfabriken-Widerstand

Lokale Gruppen und Vereine

  • AAA-Pödelwitz
  • AKU (Arbeitskreis Umwelt) Wiesbaden
  • AMOS Zeitschrift
  • Amos e.V. Marl
  • Animal Liberation Leipzig
  • Animal Rebellion Leipzig
  • Animal Rebellion Köln
  • Attac Celle
  • BIPoC Climate Conference Leipzig 2020
  • Bloque Latinoamericano Berlin
  • Camps for Future Ludwigsburg
  • Ende Gelände Leipzig
  • esTUTsichWAS e.V. Lennestadt
  • Extinction Rebellion Aachen
  • Extinction Rebellion Bamberg
  • Extinction Rebellion Bonn
  • Extinction Rebellion Dresden
  • Extinction Rebellion Erfurt,
  • Extinction Rebellion Frankfurt
  • Extinction Rebellion Gießen
  • Extinction Rebellion Göttingen
  • Extinction Rebellion Hannover
  • Extinction Rebellion Halle (Saale)
  • Extinction Rebellion Heidelberg
  • Extinction Rebellion Hohenlohe-Franken
  • Extinction Rebellion Jena
  • Extinction Rebellion Köln
  • Extinction Rebellion Konstanz
  • Extinction Rebellion Landau
  • Extinction Rebellion Leipzig
  • Extinction Rebellion Lübeck
  • Extinction Rebellion Mainz
  • Extinction Rebellion Nordhausen
  • Extinction Rebellion Nürnberg
  • Extinction Rebellion Thüringen
  • Extinction Rebellion Villingen-Schwenningen
  • Extinction Rebellion Weimar
  • Extinction Rebellion Wiesbaden
  • Extinction Rebellion Wuppertal
  • Forum Ökologie und Papier
  • Fossil Free Freiburg
  • Fossil Free Neuss
  • Fridays for Future Bonn
  • Fridays for Future Bremen
  • Fridays for Future Calw/Nagold
  • Fridays for Future Dessau
  • Fridays for Future Erfurt
  • Fridays for Future Frankfurt (Main)
  • Fridays for Future Halle
  • Fridays for Future Hannover
  • Fridays for Future Haan
  • Fridays for Future Herzogenaurach
  • Fridays for Future Jena
  • Fridays for Future Koblenz
  • Fridays for Future Landshut
  • Fridays for Future Leipzig
  • Fridays for Future Ludwigsburg
  • Fridays for Future Magdeburg
  • Fridays for Future Marburg
  • Fridays for Future Nürnberg
  • Fridays for Future Salzwedel
  • Fridays for Future Speyer
  • Fridays for Future Tübingen
  • Fridays for Future Weimar
  • Fridays for Future Wülfrath
  • ForFuture Bürgewald
  • Gastivists Berlin
  • Klima Aktion Thüringen
  • Klimacamp im Rheinland
  • Klimagerechtigkeit Kassel – KligK
  • Klimakollektiv Lüneburg
  • Klimakollektiv Oldenburg
  • Klimakollektiv Heidelberg
  • Klimakollektiv Karlsruhe
  • LaKunaBi
  • LeKlima aus Leipzig
  • NaturFreunde Berlin
  • RedCarpetAktivists
  • Sozialistische Jugend – die Falken in Nürnberg
  • Students for Future Bamberg
  • Students for Future Darmstadt
  • Future Frankfurt am Main
  • Students for Future Leipzig
  • Students for Future München
  • Parents for Future Celle
  • TurboKlimaKampfGruppe aus Kiel

Sind Kühe Klimakiller?

Gastbeitrag von Wenke von Students for Future Halle

https://metropolis-verlag.de/Die-Kuh-ist-kein-Klimakiller%21/1381/book.do

Gestern beschäftigte sich unser Post mit dem Zusammenhang von Landnutzung und Fleischkonsum. Sollte man deshalb aus einer Perspektive des Klimaschutzes grundlegend auf Nutztierhaltung verzichten?
Dr. Anita Idel würde diese Frage verneinen. In ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“ analysiert sie unter welchen Bedingungen Kühe für das Klima schädlich sind. Füttert man Kühe mit Gras, das wir nicht verdauen können oder lässt sie noch besser grasen, nutzt man Grünlandflächen und keine Ackerflächen. Grünlandflächen weisen einen höheren Humusgehalt als Ackerflächen auf. Gleichzeitig führt das Grasen der Kühe zu einem Wachstumsanreiz bei Gräsern und damit zur Bildung von mehr Biomasse. Auf der Weide düngen die Kühe das Grasland mit ihren Ausscheidungen und fördern so den Humusaufbau.


Füttert man die Kühe hingegen mit Mais, welches auf Ackerflächen angebaut wird, stellt man sie in Nahrungskonkurrenz zu Menschen und gleichzeitig ist Mais ein Fruchtfolgeglied, welches den Humusgehalt der Ackerböden reduziert. Es liegt also an menschlichen Entscheidungen, ob und unter welchen Bedingungen Kühe klimafreundlich oder klimaschädlich sind.
Wir fordern deshalb: Lasst die Kühe raus!
Anita Idel bei Zulawi:

Hoch mit dem Humus

Humus Thünen – Hoch mit dem Humus runter mit der Kohle

Gastbeitrag von Wenke von Students for Future Halle

Die Landwirtschaft ist aber nicht nur eine Verursacherin von Treibhausgasen, sondern kann auch eine Form der Lösung für die Klimakrise sein. Die Landwirtschaft ist die einzige Branche, die durch Humusaufbau erfolgreich eine für Mensch und Natur unschädliche Form von „Geoengineering“ betreiben kann. Kohlenstoff ist nicht nur in der Atmosphäre vorhanden, sondern auch in unseren Böden. In unseren Böden ist zwei bis drei Mal so viel Kohlenstoff gespeichert wie in der Atmosphäre. Deshalb gab es bei der Pariser Klimakonferenz die 4-Promille Initiative der französischen Regierung: Gelänge es den Humusgehalt der Böden unserer Erde jährlich um 4 Promille zu steigern, würde dies die gesamten Kohlenstoffdioxidemissionen eines Jahres kompensieren!
Deshalb forderten wir Ende November auf unserer Demo:
Hoch mit dem Humus – runter mit der Kohle!

Weitere Informationen und eine kritische Bewertung der 4-Promille Initiative gibt es hier vom Thünen Institut.
https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn060523.pdf

Fleischkonsum: Mein Teller ist politisch

Gastbeitrag von Wenke von Students for Future Halle

In Deutschland wird pro Kopf und Jahr 60,2kg Fleisch gegessen. Das ist zu viel:

1.) Zu viel für unsere Gesundheit. Die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ empfiehlt 300g-600g Fleisch pro Woche im Rahmen einer gesunden Ernährung. Das wären15kg-30kg pro Jahr.
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36573/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-fleisch-in-deutschland-seit-2000/
https://www.boell.de/de/fleischatlas

2.) Zu viel für unseren Planeten:
Denn das Land, welches für die Fleischproduktion benutzt wird, könnte auch nachhaltiger bewirtschaftet werden.
„In der Europäischen Union liegt diese Zahl noch höher: Hier landen 60 Prozent des angebauten Getreides in den Trögen. Dieses Verfahren ist äußerst ineffizient. Für 100 Kalorien an Nutzpflanzen, die statt Menschen jetzt Tiere ernähren, erhalten wir durchschnittlich nur 17 bis 30 Kalorien als Fleisch zurück.“ https://www.boell.de/de/2015/01/08/futtermittel-viel-land-fuer-viel-vieh
Dies so beanspruchte Land könnte zum Beispiel besser für Humusaufbau, für Biodiversitätsmaßnahmen u.v.m. eingesetzt werden!

Weitere Informationen zum Zusammenhang von Fleischkonsum und Landnutzung finden sich bspw. im Fleisch- oder im Bodenatlas der Böll Stiftung:
https://www.boell.de/de/bodenatlas
https://www.boell.de/de/fleischatlas