Gesundheit ist keine Ware!

Gastbeitrag von Ende Gelände Halle

Redebeitrag der Ortsgruppe Ende Gelände Halle (Saale) zur Abschlusskundgebung der Aktionswoche “Vergesellschaften statt Klatschen”, 12.Mai 2020

Wir von der Ortsgruppe Ende Gelände Halle setzen uns für Klimagerechtigkeit ein. Wir stehen heute hier, weil wir soziale Kämpfe nur gemeinsam führen wollen. Klimagerechtigkeit geht immer mit einer Betrachtung der sozialen Frage und Kritik am kapitalistischen System einher!
Durch die Corona-Krise steht das Gesundheitssystem im Fokus. Menschen, die in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind, erhalten für ihren Einsatz vermehrt Anerkennung und Bewunderung. Diese bietet jedoch keine Hilfe bei der Finanzierung des Lebensunterhalts. Es sind vor allem Frauen, die von der schlechten Entlohnung und der gesundheitsschädigenden Schichtarbeit betroffen sind.
Die Krise des Gesundheitssystems existierte bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.
Sowohl der Zustand unseres Gesundheitssystems, sowie die Corona-Krise als auch die ökologische Krise zeigen auf, dass in einem auf Wachstum und Profite ausgelegten Wirtschaftssystem ökonomische und sozialen Interessen gegeneinander abgewogen werden. Dadurch werden Ungleichheiten, die dann oft als “natürlich” deklariert werden, verschärft.

Es wird also deutlich: die Auswirkungen von Krisen haben in einem kapitalistischen System immer auch etwas mit Privilegien zu tun. Vor Corona sind wir alle gleich? Nein! Weder die Corona-Krise noch die ökologische Krise treffen uns alle gleichermaßen. Die Folgen der Corona-Pandemie betreffen, genauso wie die Folgen der globalen Erderwärmung, die Menschen im Globalen Süden gravierend, obwohl es der Wohlstand des Globalen Norden ist, der am meisten zur Erderwärmung beigetragen hat.
Auch von den Folgen des Klimawandels sind besonders Frauen betroffen – wobei wir die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppen meinen, nicht das biologische Geschlecht. Frauen im Globalen Süden ist oft der Zugang zu Ressourcen und das Anrecht auf rechtlich gesicherten Besitz verwehrt, während sie zugleich häufiger in Bereichen arbeiten, die von den Folgen des Klimawandels stark betroffen sind. Vermehrte Dürren und Seuchen erschweren die Bedingungen für Landwirtschaft, Haushalt und Familienfürsorge beträchtlich: in Trockenzeiten müssen Frauen weitere Wege zurücklegen, um an Wasser zu gelangen. Teilweise brechen junge Mädchen die Schule ab, um ihren Müttern dabei zu helfen. Wenn klimabedingte Veränderungen zu Migration führen, bleiben meist die Frauen zurück – ohne die finanziellen und rechtlichen Ressourcen zu haben, um für ihre Familien zu sorgen.
Vor extremen Katastrophen, wie etwa der aktuellen globalen Pandemie, sind sie zudem oft schlechter geschützt – auch, weil sie sich weniger präventive Maßnahmen leisten können. Im Nachgang solcher Ereignisse werden sie häufiger Opfer sexueller Gewalt. Wenn zunehmende Wetterextreme negative Folgen für die Gesundheit bewirken, so wie beispielsweise Hitze und starke Regenfälle zu mehr Malariainfektionen führen, müssen sich vor allem Frauen um die Krankenpflege kümmern. (*1) Und das tun sie auch jetzt, während der Corona-Pandemie. Sowohl im Globalen Süden als auch in Deutschland.

Wir stehen heute hier, um auf die sozialen Ungleichheiten in allen Krisen aufmerksam zu machen!
Klimagerechtigkeit bedeutet Feminismus: Geschlechterspezifischen Zuschreibungen in Pflegeberufen müssen wir entgegenwirken. Pflegearbeit muss auch nach der Corona-Krise politisch anerkannt und aufgewertet werden.

Klimagerechtigeit bedeutet Solidarität auch über die EU-Außengerenzen hinweg! Geflüchteten müssen endlich menschenwürdige medizische Behandlungen und Schutzräume geboten werden.

Wir fordern die Veränderung des Gesundheitssystems als Anfang eines Systemwandels, in Richtung einer solidarischen Gesellschaft.
Genau dafür stehen wir hier als Ende Gelände – Fight every crisis!
SYSTEM CHANGE – NOT CLIMATE CHANGE

Ende Gelände – Halle (Saale)

(*1) https://dgvn.de/meldung/klimagerechtigkeit-und-geschlecht-warum-frauen-besonders-anfaellig-fuer-klimawandel-naturkatastroph/

Nie Wieder! Tag der Befreiung

Heute zum Tag der Befreiung zeigen wir erneut deutlich, dass wir antifaschistisch, antirassistisch und antisexistisch für eine klimagerechte Zukunft kämpfen. Um dieses Selbstverständnis verständlicher zu machen, teilen wir mit euch einen Redebeitrag von der “FFF gegen Rechts”-Demo am 17.01. in Magdeburg.

“Wir aus Halle, sind wie etwa 35 andere OGs heute hier nach Magdeburg gereist um ein Zeichen gegen Nazis und den Hass gegen FFF zu setzen. Für uns ist das Thema schon länger von großer Bedeutung, da der Anschlag im Oktober uns gezeigt hat, dass die Gewalt in unserer Gesellschaft mitten unter uns auftritt und jede und jeden von uns erwischen kann. Und deshalb freue ich mich besonders, dass wir heute so viele sind. Ich möchte etwas zu unseren Beweggründen sagen, warum wir überhaupt uns klar gegen Rechts positionieren, was Faschismus und Rassismus mit dem Klimawandel zu tun haben und warum ein solidarisches Klima in der Gesellschaft wichtig für den Kampf gegen die Klimakrise ist.

Der Klimawandel ist, wie wir es aktuell immer wieder sehen, ein internationales Problem und muss länderübergreifend gelöst werden. Wir als weltweite Bewegung haben die Internationalität der Klimakrise bereits erkannt, jedoch hat uns die Klimakonferenz im Dezember gezeigt, dass bei vielen Politiker*innen der Wille nicht existiert eine internationale Lösung gemeinsam mit anderen Staaten zu bewirken. Im globalen Süden werden immer mehr Menschen zum Opfer der Folgen der Klimakrise, obwohl sie nicht maßgeblich daran beteiligt sind. Klimagerechtigkeit ist daher ein sehr wichtiger Punkt für uns. Diese soziale Gerechtigkeit, mit der Klimaschutz immer verbunden ist, denn der Klimawandel ist auch ein soziales Problem, lässt sich nicht mit Faschismus, Rassismus oder sonstiger Diskriminierung vereinen.

In unseren öffentlichen Messengergruppen und auf sonstigen Social Media kommt es immer wieder zu Beleidigung von FFF Aktivist*innen und Hetze gegen uns. Ob mit gefälschten Demobildern oder Falschaussagen wird gegen uns argumentiert. Aus diesem Hass haben sich schon riesige Facebook Gruppen gegründet, wo Verschwörungstheoretiker, Nazis, AFDler*innen und Autofans zusammenkommen. Von diesen Gruppen aus kommt es immer wieder zu Spamattacken auf unsere Diskussionsgruppen. Doch die gute Nachricht: Die erste Fridays for Hubraum Demo in Leipzig hat gerade mal 5-10 Menschen umfasst. Lasst euch nicht unterkriegen. Unterstützt euch gegenseitig, seid solidarisch bei persönlichen Angriffen, Beleidigungen oder sonstigem Hass, denn jede und jeder kann Opfer rechter Gewalt werden. Hinzu kommt, dass viele Rechte Gruppen oder Parteien auf der ganzen Welt den Klimawandel leugnen und sich gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis stellen. Deshalb kommt es immer wieder zu Gewalt, angriffen oder Diffamierung gegenüber Klimagerechtigkeitsbewegungen. Staaten mit rechtsextremen in Führungspositionen haben oft eine sehr schlechte Klimabilanz und versuchen erst gar nicht gegen die Verschmutzung, die Katastrophen und die Erwärmung vorzugehen. Dort sind dann für das Weltklima bedeutende Wälder und Ökosysteme in Gefahr, weil Ressourcen ohne Rücksicht zerstörerisch ausgebeutet werden.

Doch nicht nur in anderen Ländern, auch in Deutschland ist der Hass und rechtes Gedankengut in der Gesellschaft zu finden. Übergriffe auf Fridays for Future und Hass im Netz machen das immer wieder deutlich. Zum Beispiel die Vorfälle in Zwickau und Göttingen haben mich sehr erschüttert. Es kann nicht sein, dass friedlich demonstrierende Jugendliche Opfer von Rechten Angriffen werden. Darum brauchen wir eine starke solidarische Gesellschaft. Wir dürfen uns nicht von solchen Einschüchterungsversuchen klein kriegen lassen, wir müssen uns unterstützen, zusammenhalten und müssen noch mehr Mut haben uns zu engagieren. Die Rechtsextremen erreichen mit solcher Gewalt, mit dem Hass und der Hetze gegen uns genau das Gegenteil, von dem, was sie erreichen wollen.

Menschenverachten, Diskriminierung und Feindlichkeit haben in einer solidarischen Gesellschaft nichts zu suchen. Faschismus, Rassismus und Antisemitismus sind besonders schädlich für das gesellschaftliche Klima und sprechen gegen jeden Menschenverstand. Deshalb zeigen wir klare Kante gegen Rechts: FFF ist und bleibt antifaschistisch.”

Kritisches Einkaufen

Reuse, reduce, recycle- Einkauf mit Botschaft Teil 2:

Wann? Freitag, den 08.05. 16-17 Uhr.

Wo? Vor dem Ankleidezimmer, Große Ulrichstraße 29.

Was? Aktivist*innen gehen demonstrativ nachhaltig & klimaschonend shoppen. Wir klären Passant*innen über die Folgen für Mensch & Umwelt eines konventionellen Kleiderkonsums (vor allem von Modegiganten) auf.
Mehr Infos findest du im Anhang.

Slow Fashion & Kleidertausch vs. Fast Fashion & Wegwerfgesellschaft!

Wie beteilige ich mich? Einfach dabei sein oder zusätzlich ein Schild oder Banner zum Thema basteln. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Stichworte: Kleidertausch, upcycling, 2. hand.

❗️Beachte: Bitte komme mit Mundschutz und halte einen Abstand von 2 m ein. Danke❗️

Mehr Infos zu der Aktion findest du im Anhang!

✊Wir freuen uns auf euch!💚

#FightEveryCrisis #Kleidertausch #upcycling #slowfashion

Offener Brief an die Landesregierung

43.000 geflüchtete Menschen leiden auf den griechischen Inseln und werden von der EU ignoriert. Wir fordern: EVAKUIEREN STATT IGNORIEREN!

ZUSAMMEN FÜR EIN WELTOFFENES SACHSEN-ANHALT! ✊🏾✊✊🏿✊✊🏼

Sehr geehrte Mitmenschen,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Haseloff,
Sehr geehrter Herr Minister Stahlknecht,
Sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung,

vor wenigen Tagen setzte die Bundesregierung endlich ihr Versprechen um und holte die ersten Menschen aus den Elendslagern auf den ägäischen Inseln nach Deutschland. In Zeiten einer weltweiten Pandemie können die 47 evakuierten Kinder jedoch bei weitem nur der Anfang sein.

Noch immer sind über 40.000 Menschen in den Camps auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos, Chios und Kos festgesetzt, über 20.000 allein im Camp Moria.
Das Camp Moria ist bei einer eigentlichen Kapazität von 3.000 Menschen maßlos überlastet und eine Grundversorgung – geschweige denn die Möglichkeit, sich vor einer Infektion mit COVID-19 zu schützen – schlichtweg nicht gegeben. Nicht nur leben Menschen dort in provisorischen Zelten auf viel zu engem Raum, auch grundlegende Hygienemaßnahmen sind rein strukturell nicht umsetzbar. Laut eines Berichts der Organisation Ärzte ohne Grenzen gibt es weder Seife noch ausreichend Zugang zu fließend Wasser. Auf 1.300 Bewohner*innen kommt in weiten Teilen des Camps gerade mal ein einziger Wasserhahn.

Die Camps würden damit einem potentiellen Ausbruch des Coronavirus keinesfalls standhalten. Die Folge? Ein Massensterben zu Tausenden.
Das darf auf keinen Fall hingenommen werden. Gerade in Zeiten einer Pandemie muss der Zugang zu ärztlicher Versorgung und Schutz vor Ansteckung für alle Menschen gewährleistet werden.

Erst am 22. April berichtet der Verein Pro Asyl, dass sie zusammen mit der Non-Profit-Organisation Refugee Support Aegan für insgesamt acht Menschen eine menschenwürdige Unterbringung vor dem Europäische Gerichtshof für Menschenrechte einklagen mussten. Griechenland ist nun verplichtet, die sofortige Überstellung der acht Personen aus Moria in eine angemessene Unterkunft sicherzustellen. Die Bedingungen in Moria setzen jedoch weiterhin alle geflüchteten Menschen einer enormen Gefahr aus und keiner darf in absoluter Not zurückgelassen werden.
Mit dem Aufruf #LeaveNoOneBehind fordern wir als Seebrücke – zusammen mit einem breiten, europaweiten Bündnis – seit mehreren Wochen die sofortige Evakuierung der Lager. Es ist unsere humanitäre Pflicht, die Leute aus dieser katastrophalen Situation zu holen und unter würdigen Bedingungen hier in Deutschland aufzunehmen.

Trotz einer sogenannten Koalition der Willigen stießen die bundesweiten Proteste seitens der Politik auf hohle Ausreden, Prozesse werden unnötig in die Länge gezogen, oder die Möglichkeit einer Aufnahme schlichtweg verweigert. Dabei haben sich in den vergangenen zwei Jahren über 140 Städte und Kommunen auf demokratischem Weg dem Städtebündnis “Sicherer Hafen” angeschlossen und damit Ihre Bereitschaft erklärt, mehr geflüchtete Menschen aufzunehmen. Darunter sind neben den großen Metropolen der Bundesrepublik auch unsere größten Städte in Sachsen-Anhalt – Magdeburg und Halle (Saale).

In mehreren Bundesländern – unter anderem Berlin und Thüringen – gibt es derzeit die Bestrebung, Landesaufnahmeprogramme zu erlassen, um eine sofortige Evakuierung von den griechischen Inseln zu ermöglichen.
Wir begrüßen, dass diese langjährige öffentliche Diskussion am 28.04.2020 nun auch im Koalitionsausschuss des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen wird und möchten mit einem Offenen Brief die Forderungen der Zivilgesellschaft unterstreichen.

Wir formulieren folgende Forderungen:

– Beschließen Sie die Evakuierung von mindestens 1.100 Menschen aus den griechischen Camps.
– Erlassen Sie dafür als Landesregierung ein Landesaufnahmeprogramm und reichen Sie es bei dem Bundesinnenministerium ein.
– Treten Sie mit weiteren Landesregierungen, die selbige Bestrebungen haben, in Kontakt, um eine gemeinsame Koordinierung der Evakuierung zu ermöglichen.
– Bringen Sie die in Sachsen-Anhalt aufgenommenen Menschen unter würdigen Umständen unter.
Setzen Sie damit ein Zeichen für Humanität und gegen rechte Hetze.

Egal, ob Sozial- oder Kirchenverband, Gewerkschaft, Garten-, Tanz-, Kultur-, oder Sportverein, Künstler*in, oder Unternehmen – bitte unterzeichnet mit euren Organisationen diesen Offenen Brief und fordert die Landesregierung auf, ihren Teil zur Umsetzung der humanitären Pflicht zu erfüllen.

Wir würden uns freuen, wenn wir den Politiker*innen am 28.04.2020 eine lange
Unterstützer*innenliste präsentieren können!
Bitte schreibt uns per E-Mail-Adresse oder per Facebook: sachsen-anhalt@seebruecke.org

#LeaveNoOneBehind

Unterstützer*innen-Liste:

Rückblick #FightEveryCrisis

Berlin-Aktion: rund 15.000 Plakate von Aktivist*innen aus ganz Deutschland wurden vor dem Bundestag ausgelegt.

Am 24.04. fand der fünfte Globale Klimastreik von Fridays for Future statt. Auf der ganzen Welt zeigten Menschen trotz der Coronakrise Gesicht für mehr Klimaschutz und globale Klimagerechtigkeit.

Mit vielen Online-Aktionen (z.B. #NetzStreikFürsKlima und #FightEveryCrisis) und auch einigen im echten Leben wurden unsere Forderungen in die Welt getragen. Die vielen Livestreams hatten insgesamt 200.000 Aufrufe, 80.000 Aktionen und Menschen haben sich in die Streikkarte eingetragen, 50.000 Tweets wurden auf Twitter gepostet und 15.000 Plakate lagen allein in Berlin vor dem Bundestag.

Auch unsere Ortsgruppe hatte vor einer Woche Schilder nach Berlin gesendet. Aus diesen wurde eine riesige Kunstaktion gestaltet. In Halle gab es eine Vielzahl an Aktionen: Menschen beteiligten sich am Netzstreik, hängten Banner raus, malten mit Kreide die Straßen voll und nahmen an unseren zwei Menschenketten teil. Diese wurden unter strengen Auflagen mit 2m Abstand und Mundschutz durchgeführt. Insgesamt haben hierbei 100 Menschen die Evakuierung der griechischen Lager und globale Klimagerechtigkeit gefordert.


Vielen Dank an alle, die diesen unglaublichen Tag mitgestaltet haben und ihn zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Danke auch an die Unterstützenden Gruppen Extinction Rebellion Halle, Ende Gelände Halle und Seebrücke Halle.

Fridays for Future Livestream zum Klimastreiktag

Auch die Scientists for Future Halle haben ihren Beitrag zum globalen Klimastreik geleistet: Mit einem Clip auf der Werbetafel HallCube haben sie auf die Gefahren der Klimakrise aufmerksam gemacht und eine Botschaft an die Autofahrer*innen gesandt.

Es ist die Aufgabe der Politik, jetzt zu handeln!

Seenotrettung jetzt!

Gastbeitrag von Seebrücke Halle

Die Corona-Krise hat in uns allen ein Gefühl der Solidarität erweckt. Wir alle fühlen mit. Wir versuchen das Leiden der Kranken nachzuvollziehen; wie es sich anfühlen muss, hilflos nach Luft zu schnappen. Es wurden in kürzester Zeit, Ressourcen, Kapital und gesellschaftliches Engagement zur Bewältigung der Krise mobilisiert.
Dass seit Jahren Menschen bei der Überquerung des Mittelmeeres auf der Flucht vor Dürre, Krieg, Verfolgung oder Elend ertrinken – im Wasser ersticken – bleibt vergessen. Die Welt – Europa, Deutschland – wendet sich der Krise mit freundlichem Antlitz zu. Das Ertrinken geht derweil weiter – lautlos. Bereits im letzten Jahr 2019 fanden mindestens 1327 Menschen bei der Überfahrt den Tod oder sind verschollen. Und auch in diesem Jahr mussten bereits wieder hunderte Menschen ihr Leben lassen.

Die privaten Organisationen zur Seenotrettung wie Sea-Watch, SOS Méditerraneé, Sea-Eye und viele andere konnten dabei durch ihren mutigen Einsatz den Tod vieler weiterer Menschen verhindern. Gleichzeitig wird private Seenotrettung jedoch behindert und kriminalisiert, vor Ort und in der Zivilgesellschaft.

Es ist daher wichtiger denn je, dass NGOs zur Seenotrettung bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützt werden. Seenotrettung bleibt aber Aufgabe der Mitgliedstaaten und der Europäische Union. Daher ist auch ein Einsatz für staatliche Seenotrettung notwendig.

Unsere Solidarität muss sich ausweiten. Gerade in den Zeiten der Krise schärft sich unser Mitgefühl. Gerade jetzt dürfen wir nicht wegsehen.
Empathie und Solidarität sind grenzenlos. Sie enden weder hinter der städtischen Klinik noch an nationalen Grenzen.

Seenotrettung, jetzt!

Klimagerechtigkeit

Der Klimawandel ist ja schon lange in aller Munde. Aber mit Klimagerechtigkeit können längst noch nicht alle etwas anfangen. Was meint mensch also damit?

“Den armen Ländern drohen Dürre, Überschwemmungen, Tod und Verderben, und uns Verursacher erwartet: besseres Wetter”
Das Känguru fasst den Kernaspekt ganz gut zusammen: Die Klimakrise ist nicht gerecht. Sie trifft uns nicht alle gleich. Sozial Schwächere, Indigene und Bewohner*innen des globalen Südens leiden dafür, dass uns bei 40°C eine Klimaanlage kühlt, wir ein Eis essen oder eben auch im Winter Erdbeeren kaufen können. Der westliche Lebensstil, die Konsumgesellschaft und der verschwenderische Umgang mit fossilen Energien führt dazu, dass Regionen unbewohnbar sind. Die Klimagerechtigkeitsbewegung will das ändern und fängt deshalb vor der Haustür an: Wir tragen eine große Mitschuld am Klimawandel, also müssen wir zuerst hier was verändern: Auf erneuerbare Energien umsteigen. Solidarität mit denen zeigen, die ihre Lebensgrundlage verloren haben. Und damit kann jede*r von uns sofort anfangen. Also, leg dein Handy weg, geh raus und tu was! Unterstütze lokale Initiativen, frag dich lieber zweimal, ob du etwas wirklich neu kaufen musst oder nicht doch irgendwie gebraucht bekommst, informiere dich über Klimagerechtigkeitsbewegungen in deiner Umgebung,…
Es gibt unzählige Möglichkeiten. Fang am besten jetzt an.

Verkehr und Transport – Klima und Politik

Gastbeitrag von Marco

Die Verkehrswende ist von Anfang an ein zentrales Thema der FFF, und auch hier hat die Politik noch nicht reagiert.

Dieser Artikel soll Denkanstöße zu den verschiedenen Ebenen des Problems geben und ein paar Gedanken anreißen. Alles andere füllt bereits Bücher.

Hier findet ihr ein spannendes Fridays for Future-Webinar über Verkehrswende. Weitere Webinare findet ihr hier.

Die individuelle Ebene 

Das sind die typischen “Verhalte dich gut!” Regeln. Tu dies, lass jenes. Nutze das Rad oder die Straßenbahn, fahre Zug, lass das Auto stehen, fliege weniger. Daran ist nichts falsch, aber die gesellschaftliche Wirksamkeit dieser Tipps ist sehr begrenzt.
Warum? Weil sie voraussetzen, dass sich sehr große Teile der Gesellschaft dauerhaft gegen alle äußeren Anreize verhalten, also aus moralischen Gründen das subjektiv unbequemere, weniger sichere, langsamere oder teurere Verkehrsmittel nutzen. Das wirkt in sehr frühen Phasen einer Transformation, also wenn Vorreiter beweisen, dass man auch ohne Auto gut leben kann, oder durch sehr groß angelegte, sehr gut vorbereitete Boykott- Aktionen (ein autofreier Monat).
Der Veganismus steht vor einem ähnlichen Problem – die erste Aufbauarbeit ist geleistet, jetzt fehlen die gesamtgesellschaftlichen Anreize, und selbst eine Verdoppelung aller 2 Jahre bräuchte zu lange für die heute drängenden Probleme.
Ziemlich lustig ist, dass immer wieder sogenannte “Liberale” auf diese Scheinlösung verweisen – die ist das Gegenteil dessen, worauf die Marktwirtschaft theoretisch und praktisch basiert. Wäre diese “jeder verhält sich aus Überzeugung ethisch, bis das Problem gelöst ist” Ansatz wirksam, könnte man ganz problemlos auf eine geldlose Anarchie wechseln, weil sich die meisten Menschen aus Überzeugung so verhalten würden, dass eine “gute” Gesellschaft herauskommt. Besonders deutlich wird das beim Transport: Wenn eine Firma langfristig gegen die ökonomischen Rahmenbedingungen arbeitet, zum Beispiel statt LKW auf heute langsamere, für die Firma teurere Güterzüge setzt, wird sie von der Konkurrenz überholt. 

Trotzdem lohnt es sich natürlich, autofrei oder mit geringer Autonutzung zu leben und auf die Emissionen aufzupassen, einfach um wenig individuelle Mitschuld am kommenden Leid zu haben.

Die politische Ebene 

Hier geht es beim Verkehr vor allem um die Verteilung von Ressourcen. Klingt abstrakt, ist aber sehr vielfältig. Wie wird die Straße in Städten für die verschiedenen Verkehrsarten aufgeteilt? Welche Verkehrsart bekommt wie viel Geld? Was zahlt man für knappe, wertvolle Flächen in der Stadt? Welche und wie viele Verkehrsplaner:innen stehen für welche Aufgaben zur Verfügung? Wofür gibt es Fördermittel, was wird wie stark besteuert (Kerosin ist steuerfrei)?

Da fließen immer noch die mit Abstand meisten Mittel in die Förderung des Kraftverkehrs (PKW, LKW). Die 350 Mio €, die für das Stück A 143 ausgegeben werden, würden für ein Netz aus Schnellradwegen  von 350 km ausreichen – das sind sehr gut ausgebaute Radwege, die viel Radverkehr auch mit hohen Geschwindigkeiten über längere Strecken ohne Behinderungen und Gefährdungen abwickeln können. 

Die Flächen in den Städten stehen in hohem Maß für stehenden und fließenden PKW- und Lastverkehr zur Verfügung, die Fußgänger:innen und Radfahrer:innen quetschen sich durch schmale Wege und gefährliche Kreuzungen. Die sogenannte Förderung der “Elektromobilität” beschränkt sich auf Autos, obwohl Pedelecs und E-Lastenräder der erfolgreichste Bereich der individuellen E-Mobilität sind. Während Autos mit Hybridantrieb, die zum großen Teil fossil betrieben fahren, massiv gefördert werden.

Ursachen des Politikversagens

Die Gründe für diese Schieflage in der Politik sind vielfältig. Gewohnheiten, Interessen, Ideologien und auch der Einfluss gut ausgestatteter Lobbyisten spielen gegen die notwendigen und sinnvollen Veränderungen. 

Dazu kommt die Kompetenzfrage: jeder ist Verkehrsteilnehmer, jede sieht sich als Expertin an – immer auf Basis der aktuellen Zustände und der subjektiven Perspektive. Verkehr durchzieht zwar unser gesamtes Leben, aber immer als Hilfsmittel, nie als Zweck (Radfahren um der Freude willen zähle ich eher als Tourismus/Freizeit/Sport). Das macht es so schwer, politischen Druck für Veränderungen aufzubauen und viele Menschen fundiert zu informieren oder gar zur Aktivität zu bekommen.

Möglichkeiten und Ziele

Was hilft hier? Leider sind alle Varianten auf eine oder andere Art mit Arbeit verbunden. Aber es gibt eine so breite Palette an Möglichkeiten, dass für jede was dabei sein sollte.

  1. Politische Arbeit: Such dir eine Partei oder Jugendorganisation, deren Verkehrspolitik in die richtige Richtung geht, oder unterstütze eine vorhandene Partei
  2. Aktivismus: es gibt viele Arten. Critical Mass, ADFC, Fahrraddemos.
  3. Bildung und Information: Geht in die Tiefe, belest euch bei Knoflacher und Gehlen, beschafft euch fundierte Informationen über Energie und Fläche, über Effizienz und lebenswerte Städte, halbvolle Züge und fast leere Autos, Kreuzungsdesign und Carsharing… Es gibt tausende Themen, viele davon schon gut erklärt.
  4. Organisiert euch: baut eine breite Kampagne auf, in der einen Monat ganz viele Familien das Auto so weit wie möglich stehen lassen. Mit Hilfe untereinander, gegenseitigen Kursen im autofreien Einkaufen oder autofreien Wegfahren. Es gibt Menschen, für die ist der Kauf des geeigneten Zugtickets eine großes Hürde.
  5. Kunst und Kultur: Sucht euch einen Aspekt heraus und bastelt Bildchen, Texte, Videos. Witzig, lehrreich, eingänglich, wie ihr wollt.
  6. Sucht, was an diesem Text hier alles nicht gut ist und schreibt mindestens einen besseren. 😉

Lebensmittel regional, saisonal und ökologisch

Alle reden über eine regionale, saisonale und ökologische Ernährung, die unsere Zukunft ist.
Aber wie kann diese eigentlich genau vor Ort praktisch umgesetzt werden?

Eine regionale Versorgung mit ökologischen Lebensmitteln ist auch im Raum Halle möglich!
Dank mutigen und zukunftsorientierten Menschen entstehen mehr und mehr Projekte, wie kleine Biohöfe oder Permakulturhöfe auch hier in der Region. Dadurch wird ermöglicht, auch innerhalb von Städten nährstoffreiches, geschmackvolles und erntefrisches Biogemüse und vieles mehr zu beziehen. Ob gelieferte Biokisten direkt vor die Haustür oder Ab-Hof-Verkauf (gerade jetzt ein schöner Ausflug mit dem Fahrrad) gelangen die frischen Lebensmittel vom Feld direkt zu dir nach Hause. Eine geringere CO2-Bilanz ist wahrscheinlich nur durch Selbstversorgung möglich. „Biophilja“, der „Amselhof“ und der „Ökohof Tuch“ sind Beispiele für ökologische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus der Region.
Teilweise werden diese lokalen Lebensmittel auch in den diversen Bioläden in Halle angeboten.
Einen Überblick über regionale Bio-Höfe und -Händler bietet auch der monatliche „Bio-Abendmarkt“ auf dem Hallmarkt.

Daneben gibt es mehrere Möglichkeiten sich aktiv am Gemüsebau zu beteiligen: SoLawi-Projekte entwickeln sich auch hier in der Region mehr und mehr. Ein Beispiel hierfür ist „KoLa Leipzig“. Diese kooperative Landwirtschaftsform, welche von mehreren privaten Haushalten getragen wird, bietet Bürger*innen einen psychischen und physischen Ausgleich zur monotonen täglichen Arbeit. Außerdem steigt die Wertschätzung bei selbst angebauter Nahrung meist sehr stark und vielen Menschen wird erst dadurch bewusst, wie viel körperliche Arbeit und Fachwissen in ihren Lebensmitteln stecken kann.
Wem das zu viel ist und wer nur kurzzeitig ein bisschen Landluft schnuppern möchte, kann oft auch für ein paar Stunden bei Biohöfen tatkräftig werden.

Urban Gardening ist eine weitere Möglichkeit für jeden, der einen Balkon, einen kleinen Garten oder Hinterhof hat, Nahrung mit vernachlässigbarer CO2-Bilanz zu konsumieren. Kleiner Tipp dazu: Salat gedeiht sogar im eigenen Fensterbrett prächtig. 

Bio-Lebensmittel

Bio-Lebensmittel sind toll, aber viel zu teuer. Deshalb nichts für mich. Stimmt das wirklich???

Das Argument vieler Bürger*innen, Bio-Lebensmittel seien schlicht zu teuer und deshalb nichts für die „breite Masse“ basiert auf drei Denkfehlern:

Erstens wird oftmals ausgeblendet, dass konventionelle „Billig-Lebensmittel“ durch die weitreichende globale Zerstörung der Umwelt und die Anheizung des Klimawandels „versteckte“ Kosten mit sich bringen, welche (zukünftig) gesamtgesellschaftlich getragen werden müssen. Somit werden diese entstehenden Zusatzkosten einfach umgewälzt.

-Zweitens werden konventionelle Großbetriebe (auch in der EU) immer noch massenhaft staatlich subventioniert. Diese Lebensmittel werden also unter ihrem eigentlichen Wert verkauft, was den „Marktwettbewerb“ deutlich verzerrt. Dieses Preisdumping lässt arme Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden noch mehr verarmen!
(Staatliche Subventionen sind übrigens auch ein Beispiel dafür, wieso es den oft gepriesenen „freien Markt“, der sich selbst regelt, gar nicht in der Realität existiert.)

-Drittens wird oft vergessen, dass der Stellenwert für Nahrung in Deutschland rapide gesunken ist. Kaum jemand ist hierzulande bereit, für qualitativ hochwertiges und gesundes Essen den Preis zu bezahlen, den es verdient. Dies ist ein Problem der allgemeinen Wertschätzung von Lebensmitteln, welches sich auch in unserer perversen „Wegwerfgesellschaft“ widerspiegelt. Lebensmittel und deren Erzeuger*innen sollten wieder die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen und wieder einen größeren Teil des Einkommens ausmachen.
Das senkt gleichzeitig auch den Konsum von überflüssigen Luxusprodukten, wie die „allerneusten“ technischen Geräte, Mode oder Autos.

Würden also konventionelle Lebensmittel nicht mehr „unfair“ subventioniert werden und würde man die versteckten Kosten (CO2-Kompensation, Wiederaufforstung, Humusaufbau, faire Löhne für den Erzeuger…) auf die Produktpreise aufrechnen, so würde die augenscheinliche Differenz zwischen konventionellen und ökologischen Lebensmitteln wahrscheinlich verschwinden (oder sich möglicherweise sogar umkehren).

Dass es trotzdem einen Teil der Bevölkerung gibt, der leider auch in Deutschland so stark unter Armut leidet, dass es kaum möglich ist, die gesamte Familie derzeit mit Bio-Lebensmitteln zu versorgen, ist ein Umstand, der gesamtgesellschaftlich sozial und fair gelöst werden sollte. Dieser Umstand hat außerdem eine Vielzahl andere Gründe.

Jede*r kann also jeden Tag durch den bewussten Konsum von (regionalen) Bio-Lebensmitteln eine zukunftsfähige Welt mit gestalten und immer mehr Menschen dazu motivieren, dies auch zu tun!

Wir fordern die Abschaffung unfairen Preisdumpings durch Subventionen von landwirtschaftlichen Großbetrieben und dagegen die Subvention kleiner Ökobetriebe, das Aufrechnen „versteckter“ Kosten auf konventionelle Lebensmittel und der Schritt-für-Schritt Umstieg auf Bio-Lebensmitteln von Großkantinen, Mensen und sonstigem Catering!